Titel:Agenda Special

Bild: Arbeit im Studio

Hörnetz 1

1. Zusammenfassung

2. Audio-Internet-Workschop

3. Multimediales Radio

4. Subjekt des Hörens

5.Hören, Verstehen und Modell

6. Welt, Werk, Text. Ästhetische Massstäbe in Geschichte und Gegenwart, Zusammenfassung des Referats von Ulrich Wenzel

7. Komposition und Neue Medien, Zusammenfassung des Referats von Dr. Lydia Jeschke


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Hörnetz 1, Zusammenfassung

Im Dezember findet in Zürich eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel 'Hörnetz 1' statt. Sie lässt für Kopf, Bauch und Ohr Radio und Internet zusammentreffen, um Medienschaffenden und einer interessierten Öffentlichkeit Einblick in eine neue Medienentwicklung zu geben. Im Sinne einer Forschungsarbeit werden dann im nächsten Jahr von AudiokünstlerInnen Radio-Internet Projekte entwickelt. Dazu werden weitere Theorieveranstaltungen zu diesem Themenkreis stattfinden. Organisiert wird Hörnetz 1 von klipp & klang radiokurse, SO 21 Kunstradio und Kombirama.

Für Radio im Internet existiert die vordergründig widersprüchliche Bezeichnung 'Multimediales Radio'. Heidi Grundmann, Leiterin von Kunstradio ORF 1 in Wien wird bereits stattgefundene Radio-Internet Projekte vorstellen und erläutern, wie sich das uns alltäglich gewordene Radio in der Kombination mit Internet wandelt und etwas uns unbekanntes entsteht.

Die Veränderung der Radiokultur wird ebenfalls von Dr. Lydia Jeschke in ihrem Referat thematisiert. Im Rahmen des Theorieseminars 'Subjekt des Hörens' spricht die Musikwissenschaftlerin zur wechselseitigen Beeinflussung von Radio und Zeitgenössischer Musik. In historischer Rückblende untersucht sie die Innovation, die das damals neue Medium Radio für die Komposition brachte und wie diese veränderte Musik ihrerseits wieder das Radio veränderte. Der Soziologe Ulrich Wenzel befasst sich mit ästhetischen Massstäben in Geschichte und Gegenwart. Angesichts der Auflösung überkommener politisch-ästhetischer Standards untersucht das Referat die wechselnden Auffassungen des Verhältnisses von Wirklichkeit, Kunst, Produktion und Rezeption. Leitende Fragestellung ist, wie in den jeweiligen Theorien 'Wahrheit in der Kunst, bzw. in den Medien' konstelliert wird.

An der Veranstaltung 'Hören, Verstehen und Modell' experimentieren Marc Neumann und die Gruppe Erdwerk mit dem Zusammentreffen von 'Werk und Text'. Die Gruppe SuperFi lässt schliesslich mit ihrer anspruchsvollen elektronischen Musik das Tanzbein schwingen.

Parallel zu dieser Veranstaltungsreihe findet ein Audiointernt-Workshop statt. Jeden Montag arbeiten Audiointeressierte, Radioschaffende und TonkünstlerInnen mit Tönen im Internet.

Organisiert von klipp & klang radiokurse, Kombirama und SO 21 Kunstradio. Mit Unterstützung des Bundesamtes für Kommunikation und Eunet. Konzept 'Subjekt des Hörens': Ulrich Wenzel.

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Hörnetz 1, Programm

Das Zusammentreffen von Ton und Internet eröffnet Möglichkeiten im Umgang mit Radio, Musik und Kunst. Hörnetz 1 greift neue Tendenzen im Audiobereich auf und stellt sie zur Diskussion. Mit dem erarbeiteten praktischen und theoretischen Wissen werden im nächsten Jahr Radio-Internet-Projekte gestartet. Abgesehen vom Workshop finden alle Veranstaltungen an der Hardturmstrasse 169 im Kombirama in Zürich statt.

Jeden Montag im Dezember, 13.00 - 22.00 Uhr
Audio-Internet-Workshop
Dieser Audio-Internet-Workshop knüpft an den Internetworkshop vom vergangenen September im Kombirama an. Jeden Montag arbeiten wir mit Tönen im Internet. Es soll ein Wissensaustausch unter Audiointeressierten, Radioschaffenden und TonkünstlerInnen stattfinden. Vermittelt wird Basiswissen, was darüber hinaus geht, werden wir uns zusammen erarbeiten. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Besuch nur mit Anmeldung möglich.

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Donnerstag, 5. Dezember, 19.00 - 23.00 Uhr
Multimediales Radio
Heidi Grundmann, Leiterin Kunstradio ORF 1 in Wien, berichtet über die Erfahrungen mit multimedialem Radio im Internet. Dabei stellt sich die Frage, welche zusätzlichen Möglichkeiten zu den bestehenden Medien das Internet für die Telekommunikationskunst bringt und wie sich damit Kunstradio verändert. Die TeilnehmerInnen haben Gelegenheit sich darüber zu informieren, wie und wo sie sich in aktuelle Projekte einklinken können.

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Sa. 14. Dez., 9.00 - 19.00 Uhr/So. 15. Dez., 9.00 - 13.00 Uhr
Subjekt des Hörens
Das Theorieseminar 'Subjekt des Hörens' bietet für Medieninteressierte und -schaffende die Möglichkeit, sich vertieft mit Fragen des medieninduzierten Wandels von Wahrnehmungsstrukturen und Subjektivitätserfahrungen in der Gegenwart auseinanderzusetzen. Hierzu werden die im Zuge gesamtgesellschaftlicher wie medientechnologischer Umbrüche in Bewegung geratenen ästhetischen Konzeptionen und Normen untersucht. In Zeiten ästhetischer Fixpunktlosigkeit ist die Reflexion auf die Bedingungen des Medienhandelns gerade auch für Medienschaffende von Interesse. Einen thematischen Schwerkpunkt des Seminars bilden die Auswirkungen von und der Umgang mit akustischen Medien (Grammophon, Tonband, Radio, zeitgenössische Musik). Zu fragen wird u.a. sein, ob die in den 70er Jahren entwickelte Programmatik "freier Medienarbeit" je eine tragfähige Grundlage für den Umgang mit den Gegenwartsphänomenen abgegeben hat.
Referate vom Soziologen Ulrich Wenzel, Nürnberg, und der Musikwissenschaftlerin Dr. Lydia Jeschke, Freiburg i.B., sowie Texten von Götz Grossklaus und Jean Baudrillard bilden die Diskussionsgrundlage für dieses zweitägige Seminar. Besuch nur mit Anmeldung möglich.

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Mittwoch, 18. Dez., 19.00 Uhr
Hören, Verstehen und Modell
Ein Referat von Marc Neumann betrachtet aus theoretischer Perspektive die an diesem Abend nach ihm folgende Werkaufführung von Klängen der Gruppe Erdwerk. Es wird damit eine Verbindung der Medien Sprache und Klangmusik angestrebt, um die Schnittstellen zwischen sprachlichem und klanglichem Text herauszuarbeiten und nebeneinander stehen zu lassen. Die Gruppe Erdwerk füllt den leeren Raum mit Rauschen. Als Rauschen wird hier die gesamte, in einem leeren Raum mögliche Vielfalt an Information assoziiert. Auf diese Weise funktioniert der Raum nicht nur als notwendiger physikalischer Träger von akustischer Information, sondern wird durch die Musik selbst zur Geltung gebracht.

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Hörnetz 1, Vorschau

Welt, Werk, Text. Ästhetische Massstäbe in Geschichte und Gegenwart.

Zusammenfassung des Referats von Ulrich Wenzel

Liebgewonnene Gegensätze lösen sich in der Gegenwart auf. In Zeiten kommerzieller wie subkultureller Mediendifferenzierung und alles durchdringender Ästhetisierung zeigt sich immer deutlicher, dass ehedem als oppositionell begriffene Medienprogrammatiken den gleichen und gleichermassen begrenzten ästhetisch-normativen Grundlagen aufruhen. So setzt die in der Formel vom 'Bildungs- und Erziehungsauftrag' festgehaltene Programmatik staatlicher (öffentlich-rechtlicher) Rundfunkanstalten nicht anders als die in den 60er und 70er Jahren entwickelte und im Begriff der 'Gegenöffentlichkeit' den Staatsmedien entgegengesetzte Utopie freier Kommunikationsmedien einen emphatischen Wahrheits- und Subjektbegriff sowie eine banalisierte Vorstellung von der Wirkungsweise der Medien voraus. Diese früher zumeist unbefragt vorausgesetzten Grundlagenelemente bröckeln aber in der Gegenwart. Die Vorstellung einer der mediealen Kommunikationsprozess vorausgehenden und von diesem unberührten Wirklichkeit, welche kommunikativ 'vermittelt' werden kann, wird im Zuge der vollständigen medialen Durchdringung aller gesellschaftlichen Bereiche ebenso unglaubwürdig, wie die Idee eines weltschaffenden, autonomen ästhetischen Subjekts, sei es ein individuelles oder ein kollektives. So hat sich heute bereits die - allerdings ebenfalls fragwürdige - Auffassung entwickelt, Wirklichkeit, Geschichte und Subjektivität seien nichts anderes als Effekte des Rezeptionsprozesses oder gar der Medien selbst.

Angesichts dieser Auflösung überkommener und Entwicklung pluraler politisch-ästhetischer Standards untersucht das Referat die wechselnden Auffassungen des Verhältnisses von Wirklichkeit, Kunst, Produktion und Rezeption in der Geschichte ästhetischer Theorien von der Aufklärung bis zur Postmoderne. Leitende Fragestellung ist, wie in den jeweiligen Theorien die zentrale Kategorie 'Wahrheit in der Kunst bzw. in den Medien' konstelliert wird. War die ältere ästhetische Theorie noch bis zur Aufklärung von den Parametern Nachahmung und Illusion her bestimmt, indem die Referenzebene der Kunst in einer ihrer Produktion vorangehenden Realität verortet wurde, so fokussieren moderne Theorien auf die Figur des werkbegründenden Subjekts, das Autorität im eigenen Namen reklamiert. Im postmodernen Diskurs eines referenzlosen, universalen Gewebes der Zeichen treten schliesslich der Text selbst und seine vielgestaltige Rezipierbarkeit aus dem Schatten der 'Realität' und des 'Werkes' hervor. Medialität schlechthin und die verschiedenen technologischen Realisierung dieser Medialität werden zu apriorischen Bedingungen von Erkenntnis und Subjektivität.

Die diesen verschieden Modellen jeweils eigenen Normierungstendenzen werden im Referat reflektiert und in Hinblick auf verschieden Ansätze zum Medienschaffen ausgedeutet.

Als Einleitungsreferat stellt der Vortrag begriffliche Grundlagen für die Diskussion der übrigen Seminarthemen bereit.

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Komposition und Neue Medien
Zusammenfassung des Referats von Dr. Lydia Jeschke

Musik entsteht als künstlierische Gestaltung von Klängen. Die neuen technischen Möglichkeiten der Klangprodukion und -reproduktion durch Radio, Schallplatte, Tonband, usw. sind von KomponistInnen des 20. Jahrunderts in unterschiedlicher Weise reflektiert und kompositorisch verarbeitet worden. Handelt es sich zum einen um mittelbare Reaktionen auf die (durch die Medien mitverursachte) veränderte Wahrnehmung räumlicher und zeitlicher Strukturen, so ist andererseits insbesondere das Radio direkt in neue Kompositionen miteinbezogen worden. Man versuchte, speziell für den Rundfunk zu komponieren oder aber Radioklänge, radioartige Klänge in die Komposition zu integrieren. Beide Möglichkeiten der kreativen Verbindung von Medien und Komposition - die grundsätzlichere und die direktere - sollen im Referat anhand von Musikbeispielen erläutert werden. Die Strategien, welche KomponistInnen für die Gestaltung von akustisch Wahrnehmbarem im Medienzeitalter entwickeln, ihre Experimente im Sinne eines neuartigen Umgangs mit Raum und Zeit von Klängen werfen Schlaglichter auf unsere Wahrnehmung und deren Grenzen. Im Sinne eines kreativen Umgangs mit dem Medium Radio lassen sie sich als Anregungen begreifen.

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